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25.09.2022

Samwald/Kahofer/Hussajenoff: Ärzte im Bezirk Neunkirchen dringend benötigt

„Dass mehr Ärzte benötigt werden, liegt einerseits daran, dass unser Bezirk immer weiter wächst - derzeit gibt es 86.499 EinwohnerInnen. 

So ergeben sich folgende Bevölkerungszahlen auf FachärztInnen mit Kassenvertrag: im Bereich Innere Medizin 21.625 BürgerInnen, in der Kinder- und Jugendheilkunde 11.790 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre, in der Urologie 5.734 Männer, älter als 60 Jahre, in der Gynäkologie 8.859 Frauen und bei Lungenerkrankungen 86.499 potenzielle PatientInnen. Die Lebenserwartung steigt und damit der Anteil älterer und kranker Menschen“, erklärt SPÖ-Bezirksparteivorsitzender LAbg. Mag. Christian Samwald, der einen Überblick über die ärztliche Versorgung im Bezirk Neunkirchen gibt. 


„Aber auch die bevorstehende Pensionswelle, die die Ärzte betrifft - lt. Ärztekammer stieg der Anteil der über 55-jährigen ÄrztInnen deutlich an. Während im Jahr 1997 noch 17,4 Prozent der ÄrztInnen über 55 Jahre alt war, sind es im Jahr 2020 bereits 32,2 Prozent - also beinahe jeder dritte Arzt in Österreich ist älter als 55 Jahre - und der fehlende Ausbildungsschub werden es notwendig machen, die Kassenstellen aufzustocken und nachhaltige Lösungen zu präsentieren, um die gesundheitliche Versorgung im Bezirk zu gewährleisten. Dazu gehören etwa Erweiterungen der notwendigen Planstellen, die Verbesserung des Facharztangebots durch beispielsweise Primärversorgungszentren, Gruppenpraxen oder Anstellung von ÄrztInnen in bestehenden Praxen.“ führt Samwald weiter aus. 


„Die Landeshauptfrau hat vor vier Jahren den NiederösterreicherInnen die Garantie dafür gegeben, dass auch in Zukunft alle Landarztpraxen besetzt sind, um die Menschen wohnortnah und kompetent zu versorgen“, erinnert Samwald: „Die Realität ist leider eine andere, auch wenn es im Bezirk Neunkirchen 55 AllgemeinmedizinerInnen mit Kassenvertrag gibt. Wohlgemerkt wurden für Niederösterreich 18 Primärversorgungszentren versprochen, bisher wurden erst sechs realisiert.“


Auch bei einzelnen Fachärzten muss es zu deutlichen Verbesserungen kommen. So ist im Bezirk Neunkirchen beispielsweise eine Planstelle für einen Kassenarzt im Bereich Haut- und Geschlechtskrankheiten seit Juli 2019, eine weitere seit April 2021 und eine Planstelle für Allgemeinchirurgie und Viszalchirurgie ab 1. Jänner nächsten Jahres ausgeschrieben. FachärztInnen stehen einer immer größer werdenden Nachfrage gegenüber. Bereits bestehende Modelle – wie beispielsweise, dass niedergelassene ÄrztInnen auch andere KollegInnen anstellen können – sollen zusätzlich unbedingt weiter forciert werden.


Hussajenoff: Studienplätze für Niederösterreich reservieren

In unserem Bezirk wurden Planstellen für FachärztInnen bisher erfolglos ausgeschrieben.“, erklärt geschäftsführende Gemeinderätin Madhavi Hussajenoff aus Grünbach. So gelte es, auch im Bereich der Ausbildung die Hebel anzusetzen, sagt sie. Eine neue Bestimmung im Universitätsgesetz hätte es bereits für dieses Jahr ermöglicht, Studienplätze im öffentlichen Interesse zu reservieren. Einzig das Bundesheer hat dies gemacht – jedoch kein Bundesland. „Hier gilt es anzusetzen und ehestmöglich Studienplätze für Niederösterreich zu reservieren. Studierende könnten damit etwa dazu verpflichtet werden, für einen befristeten Zeitraum für eine öffentliche Institution, ein bestimmtes Bundesland oder als KassenärztIn zu arbeiten. Als Anreiz winken auch Erleichterungen beim Medizinaufnahmetest. Spätestens im nächsten Jahr sollte Niederösterreich die Chance nützen“, erklärt die junge Politikerin.


Kahofer will Gesundheitssystem, das für alle da ist und darauf schaut, dass sowohl präventiv als auch akut jedem die notwendige Behandlung zu Teil wird

„Viele ÄrztInnen sind an ihrem Limit angekommen. Sie würden gerne neue PatientInnen aufnehmen, können aber nicht, weil es keine Kapazitäten mehr gibt“, weiß Bundesrätin Andrea Kahofer: „Inzwischen seien die Gemeinden die einzigen, die sich nach Kräften dafür einsetzen, dass die ärztliche Versorgung gesichert ist. „Nicht die Zuständigen im Bund, Land NÖ und der österreichischen Gesundheitskassa sind diejenigen, die für Ersatz kämpfen, wenn jemand in Pension geht“, weiß Kahofer: „Es sind die GemeindevertreterInnen, denen die medizinische Sicherheit ihrer BürgerInnen am Herzen liegt. Weil eine gute medizinische Versorgung zur Lebensqualität dazu gehört.“ 


Kahofer verlangt schnelle Initiative: „Wenn für 86.499 NeunkirchnerInnen genau zwei Lungen-FachärztInnen zur Verfügung stehen, davon einer mit Kassenvertrag - und das in einer Pandemie-Situation, mit Auswirkung auf dieses Organ - spricht das für sich.“

Diese Situation kann auch auf andere FachärztInnen umgelegt werden: „Wir haben im Bezirk Neunkirchen genau einen Hautarzt und einen Kinderarzt mit Kassenvertrag. Das sagt der Menschenverstand, dass sich das nicht ausgehen kann und dass die Neunkirchner entweder gezwungen sind, zu einem Wahlarzt auszuweichen und zu zahlen oder dass sie erst gar nicht hingehen. Damit riskieren sie, behandelbare Erkrankungen nicht rechtzeitig zu erkennen. Beides wollen wir nicht. Beides kann nicht im Sinne handelnder Politik sein und ist in jedem Fall nicht im Sinne der Sozialdemokratie. Wer Steuern zahlt, soll dann auch auf die Leistungen des Staates zugreifen können. Und dazu gehört ein Gesundheitssystem, das für alle da ist und darauf schaut, dass sowohl präventiv als auch akut jedem die notwendige Behandlung zu Teil wird.“


Bundesrätin Kahofer untermauert die Forderungen auch anhand zwei Beispielen aus dem Bezirk:

• „Im Bezirk gibt es fünf FrauenärztInnen mit Kassenvertrag. Insgesamt gibt es im Bezirk Neunkirchen 44.294 Frauen. Hätten die beiden FrauenärztInnen 365 Tage im Jahr geöffnet, müssten sie täglich knapp 24 Frauen untersuchen. Rechnet man die Samstage, Sonn- und Feiertage weg und geht von Öffnungszeiten von Montag bis Freitag aus, wären das etwa 35 Frauen. Empfohlen sind ein bis zwei Vorsorgeuntersuchungen pro Jahr, ab 45 Jahren ist jährlich eine Mammografie empfohlen.“ 


rechnet Kahofer den Untersuchungsaufwand von GynäkologInnen vor, und führt noch ein weiteres Beispiel anhand der FachärztInnen für Kinder- und Jugendheilkunde an:


• Im Bezirk gibt es einen Kinderarzt mit Kassenvertrag. Wenn wir jetzt nur Kinder und Jugendliche unter 15 Jahre heranziehen, so kommen auf diesen Kinderarzt 11.790 Kinder und Jugendliche. Geht man davon aus, dass durchschnittlich jedes Kind pro Jahr einmal behandelt werden muss – was bei manchen öfter der Fall ist, beim anderen vielleicht gar nicht – und treffen wir die weitere Annahme dieser hätte 365 Tage im Jahr geöffnet, müsste er täglich 32 Kinder und Jugendliche behandeln. Rechnet man die Samstage, Sonn- und Feiertage weg und geht von Öffnungszeiten von Montag-Freitag aus, wären das etwa 47 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren täglich. Und bei Kindern ist aufgrund des Alters und eventueller Angst vor den Untersuchungen noch mit einzukalkulieren, dass man für die kleinen PatientInnen besondere Geduld und Feingefühl einfließen lässt. 


„Die Problematik der Ärzte-Situation hat natürlich auch Auswirkungen auf die Spitalskapazitäten. Wenn es zu wenig Planstellen für Kassenärzte gibt und sich die BürgerInnen Wahlärzte nicht leisten können, führt dieser Umstand zu Überfüllungen der Ambulanzen in den Spitälern und zu Überlastungen der SpitalsärztInnen, die wiederum Krankenstände und personelle Ausfälle nach sich ziehen. Mit der weiteren Folge, dass wichtige Operationen verschoben werden müssen!“ fassen die Spitzenpolitiker zusammen. 


„Wir alle brauchen die Sicherheit, dass sowohl für Vorsorge- und Routineuntersuchungen als auch für Notfälle ärztliche Versorgung gewährleistet ist! Das ist ein Auftrag an die handelnde Politik, die Situation so rasch als möglich zu verbessern!“ fordern die SPÖ PolitikerInnen Bezirksvorsitzender LAbg. Mag. Christian Samwald, Bundesrätin Andrea Kahofer und GGR Madhavi Hussajenoff abschließend.

 

Zahlen-Daten-Fakten aus dem Bezirk Neunkirchen:  


EinwohnerInnen des Bezirks Neunkirchen (Quelle: www.noel.gv.at):

• Gesamt: 86.499 (42.205 Männer; 44.294 Frauen)

• Unter 15: 11.790 (5.979 m; 5.811 w)

• 15 – 60 Jahre: 49.028 (24.758 m; 24.270 w)

• 60 Jahre und älter: 25.681 (11.468 m; 14.213 w)


ÄrztInnen der wichtigsten Fachrichtungen im Bezirk Neunkirchen (Quelle: www.arztnoe.at):

• Allgemeinmedizin: 55 mit Kassenvertrag; 27 ohne Kassenvertrag (+ 10 Vorsorge-ÄrztInnen)

• Innere Medizin: 4 mit Kassenvertrag; 8 ohne Kassenvertrag (+ 6 Vorsorge-ÄrztInnen)

• Augenheilkunde und Optometrie: 4 mit Kassenvertrag; 2 ohne Kassenvertrag

• Radiologie: 1 mit Kassenvertrag; 1 ohne Kassenvertrag

• Kinder- und Jugendheilkunde: 1 mit Kassenvertrag; 6 ohne Kassenvertrag

• Frauenheilkunde und Geburtshilfe: 5 mit Kassenvertrag; 4 ohne Kassenvertrag 

• HNO: 2 mit Kassenvertrag; 0 ohne Kassenvertrag

• Neurologie: 1 mit Kassenvertrag; 3 ohne Kassenvertrag

• Lungenkrankheiten: 1 mit Kassenvertrag; 1 ohne Kassenvertrag (+ 1 Vorsorge-ÄrztIn)

• Haut- und Geschlechtskrankheiten: 1 mit Kassenvertrag; 2 ohne Kassenvertrag

• Urologie: 2 mit Kassenvertrag; 1 ohne Kassenvertrag


Für Vorsorge- und Routineuntersuchungen als auch für Notfälle MUSS die ärztliche Versorgung gewährleistet sein